Ein eigenes Haus, ein Garten, ein Ort, den man sein Zuhause nennen kann – für viele Paare ist das Eigenheim ein Lebenstraum. Doch in Zeiten steigender Immobilienpreise, hoher Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheit wird dieser Traum für Millennials und die Generation Z immer schwerer erreichbar. Viele Paare arbeiten 80, 100 oder sogar 200 Stunden pro Woche, opfern Urlaube und Familienzeit, um sich dem gesellschaftlichen Ideal „Man macht das halt so“ oder dem Wunsch, etwas zu vererben, zu beugen. Aber lohnt es sich, das Leben auf die nächsten 30 Jahre Hypothek zu reduzieren? Und wie beeinflusst dieser Druck die Partnerschaft? In diesem Artikel beleuchten wir den Konflikt zwischen Sicherheit und Freiheit und zeigen, wie Paare gemeinsam ihre Prioritäten finden können.
Das Eigenheim als gesellschaftliches Ideal
Seit Jahrzehnten gilt das Eigenheim als Symbol für Erfolg, Stabilität und Familienglück. „Wer ein Haus hat, hat es geschafft“, so die weitverbreitete Vorstellung. Für frühere Generationen war der Weg klar: Man arbeitet hart, spart, baut oder kauft ein Haus und zahlt es über die Jahre ab. Doch für Millennials (geboren ca. 1981–1996) und die Generation Z (geboren ca. 1997–2012) hat sich die Realität verändert:
- Finanzielle Hürden: Immobilienpreise sind in vielen Regionen explodiert, während die Einkommen nicht im gleichen Maße gestiegen sind. Eine Hypothek bedeutet oft, sich für Jahrzehnte zu verschulden.
- Veränderte Werte: Anders als ihre Eltern schätzen viele junge Paare Flexibilität, Reisen und Erlebnisse mehr als materielle Sicherheit. Der Wunsch, die Welt zu sehen oder Zeit mit der Familie zu verbringen, steht im Widerspruch zum starren Ziel eines Eigenheims.
- Gesellschaftlicher Druck: Trotzdem bleibt das Eigenheim ein Statussymbol. Freunde, Familie oder Kollegen fragen: „Wann kauft ihr endlich?“ oder „Mieten ist doch rausgeworfenes Geld!“ Dieser Druck kann Paare dazu bringen, ihre eigenen Wünsche zu ignorieren.
Der Umbruch zwischen Sicherheit und Freiheit
Die heutigen Generationen stehen vor einem einzigartigen Dilemma: Soll man alles auf die Karte „Sicherheit“ setzen und für ein Haus schuften, oder die Freiheit wählen, die Welt zu entdecken und das Leben zu genießen? Dieses Spannungsfeld zeigt sich oft in Partnerschaften:
- Unterschiedliche Prioritäten: Während ein Partner vielleicht vom Eigenheim träumt, sehnt sich der andere nach Reisen oder mehr Zeit für Hobbys. Diese Unterschiede können zu Konflikten führen.
- Opfer im Alltag: Paare, die sich für ein Haus entsWorks citedcheiden, reduzieren oft Urlaube, Freizeit oder Familienmomente, um die Hypothek zu stemmen. Die Frage bleibt: Ist es das wert, wenn man am Ende sagt, „Ich habe ein Haus, aber kaum gelebt“?
- Angst vor dem falschen Weg: Viele junge Paare fürchten, die „falsche“ Entscheidung zu treffen – sei es, ein Haus zu kaufen und die Freiheit zu verlieren, oder auf das Haus zu verzichten und später zu bereuen, nichts „Solides“ aufgebaut zu haben.
Dieser Konflikt ist nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Er zwingt Paare, ihre Werte, Träume und gemeinsamen Ziele zu hinterfragen.
Was treibt Paare an?
Hinter dem Streben nach einem Eigenheim stehen oft tiefere Motivationen:
- Sicherheit und Kontrolle: Ein Haus vermittelt das Gefühl, etwas Bleibendes zu schaffen, besonders in unsicheren Zeiten.
- Vererbung und Vermächtnis: Viele möchten ihren Kindern etwas hinterlassen oder eine stabile Basis schaffen.
- Gesellschaftliche Erwartungen: Der Druck, „erwachsen“ zu wirken oder mit anderen mitzuhalten, spielt eine große Rolle.
Doch genauso stark ist der Wunsch nach Freiheit:
- Erlebnisse und Selbstverwirklichung: Reisen, neue Kulturen entdecken oder Zeit mit der Familie verbringen – diese Erfahrungen sind für viele unbezahlbar.
- Flexibilität: In einer Welt, in der Jobs und Lebensumstände sich schnell ändern, wollen viele Paare nicht an einen Ort gebunden sein.
Wie finden Paare den richtigen Weg?
Der Schlüssel liegt darin, als Paar gemeinsam zu reflektieren und Prioritäten zu setzen. Hier sind konkrete Schritte, die helfen können:
1. Offene Kommunikation
Setzen Sie sich mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zusammen und sprechen Sie ehrlich über Ihre Träume und Ängste. Fragen Sie sich gegenseitig:
- Was bedeutet ein Eigenheim für mich? Was Freiheit?
- Welche Opfer bin ich bereit, für dieses Ziel einzugehen?
- Wo sehen wir uns in 10 oder 20 Jahren?
2. Werte klären
Erstellen Sie gemeinsam eine Liste Ihrer wichtigsten Werte. Ist es Stabilität, Abenteuer, Familie, Karriere? Sortieren Sie diese nach Priorität. Dies hilft, Entscheidungen zu treffen, die beide Partner glücklich machen.
3. Für wen tun wir das?
Fragen Sie sich: „Für wen machen wir das alles?“ Streben wir das Eigenheim an, weil es unser persönlicher Traum ist, oder weil wir in der „Kindergartengruppe“ – bei Freunden, Nachbarn oder Kollegen – angesagt sein wollen? Der Wunsch, dazuzugehören oder den Erwartungen anderer zu entsprechen, kann uns unbewusst antreiben, Entscheidungen zu treffen, die nicht unseren eigenen Wünschen entsprechen. Seien Sie ehrlich: Ist das Haus für Sie oder für die Anerkennung von außen?
4. Die Perspektive der Eltern reflektieren
Bedenken Sie, dass Ihre Eltern aus einer anderen Generation kommen, die unter anderen Umständen lebte. Früher waren Immobilienpreise oft deutlich niedriger, und ein Eigenheim war für viele erschwinglicher. Wenn Eltern sagen, „Ihr solltet ein Haus kaufen, das macht man so“, sprechen sie aus ihrer Erfahrung – doch diese passt nicht immer zu Ihrer Realität. Fragen Sie sich: Ist der Wunsch nach einem Haus von den Erwartungen Ihrer Eltern geprägt? Und passt ihr Lebensmodell zu Ihren heutigen Möglichkeiten und Wünschen?
5. Kompromisse finden
Ein Haus muss nicht das Ende von Reisen oder Freizeit bedeuten. Überlegen Sie, wie Sie beides vereinen können – vielleicht durch ein kleineres Haus, das weniger finanzielle Belastung bedeutet, oder durch geplante Sparziele für Reisen.
6. Die Kosten des Eigenheims realistisch betrachten
Berechnen Sie genau, was ein Haus für Ihren Lebensstil bedeutet: Wie viele Arbeitsstunden, wie viel Freizeit, wie viele Urlaube? Visualisieren Sie, was Sie aufgeben, um zu prüfen, ob es sich für Sie lohnt.
7. Kleine Schritte Richtung Freiheit
Wenn Sie sich gegen ein Haus entscheiden oder es verschieben, suchen Sie nach Wegen, das Gefühl von Sicherheit anders zu schaffen – etwa durch finanzielle Rücklagen oder Investitionen, die weniger Bindung erfordern.
8. Paartherapie als Unterstützung
Wenn Sie merken, dass Ihre Vorstellungen auseinandergehen oder der Druck Sie belastet, kann eine Paartherapie helfen. In unserer Praxis für Paartherapie unterstützen wir Sie dabei, Ihre Werte zu klären, Konflikte zu lösen und einen gemeinsamen Weg zu finden.
Praktische Übung: Die Lebensvision
Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und schreiben Sie jeder für sich auf, wie Ihr ideales Leben in 10 Jahren aussieht. Wo leben Sie? Was machen Sie? Wie verbringen Sie Ihre Zeit? Tauschen Sie die Visionen aus und suchen Sie Gemeinsamkeiten. Diese Übung hilft, Ihre Ziele als Paar zu definieren.
Fazit: Was ist Ihr „Zuhause“?
Ein Eigenheim ist nicht das einzige Symbol für ein erfülltes Leben. Für viele Paare liegt das wahre „Zuhause“ in der gemeinsamen Zeit, in geteilten Erlebnissen und in der Freiheit, das Leben nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Der Konflikt zwischen Sicherheit und Freiheit ist eine Chance, als Paar zu wachsen und bewusste Entscheidungen zu treffen.
In unserer Praxis für Paartherapie in [Ort einfügen oder „online“] begleiten wir Sie dabei, Ihre Prioritäten zu finden und Ihre Partnerschaft zu stärken. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, was Ihr persönliches „Zuhause“ ausmacht.
Literaturverzeichnis:
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- Pew Research Center. (2017). How Millennials today compare with their grandparents 50 years ago. Pew Research Center. https://www.pewresearch.org/fact-tank/2017/03/16/how-millennials-compare-with-their-grandparents/
- Schwartz, B. (2004). The Paradox of Choice: Why More Is Less. Ecco.
Fry, R. (2020). Millennials are the largest generation in the U.S. labor force, but homeownership lags. Pew Research Center. https://www.pewresearch.org/fact-tank/2020/04/28/millennials-overtake-baby-boomers-as-americas-largest-generation/ - Johnson, S. M. (2004). The Practice of Emotionally Focused Couple Therapy: Creating Connection (2nd ed.). Routledge.
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